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Roger Stein
Biography
Roger Stein, geboren am 29.03.1975.
Aufgewachsen in Männedorf. Nach der Kantonsschule Zürich-Stadelhofen Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien; parallel dazu an der Universität Wien Studium der Deutschen Philologie sowie Theater- und Musikwissenschaft. Promotion an der Universität Wien im Jahr 2004. Thema: «Das deutsche Dirnenlied im literarischen Kabarett von Bruant bis Brecht 1901-1933», ein Beitrag zur Kabarett- und Literaturgeschichte (Böhlau Verlag).
Nach dem Mitwirken in Opernproduktionen und der Produktion verschiedener Kompositionen im Theater- und Kabarettbereich entstand im Jahr 2006 gemeinsam mit Sandra Kreisler das Musikprojekt WORTFRONT®. An vorderster Front der Sprache gastiert WORTFRONT seither mit professionellen Musikern auf deutschsprachigen Bühnen: von der Presse oft bezeichnet als Kammerpop.
2013 erste Solo-CD von Roger Stein: «Lieder ohne mich».
Genre: Chansons, Poetische Popballaden, Literarischer HipHop
Info:
„Geschichten sind der Boden, auf dem meine Lieder wachsen”, sagt Roger Stein. Manchmal liegen diese offen, manchmal verbergen sie ihre Verletzlichkeit zwischen den Zeilen – und manchmal erzählen sie sich von alleine. „Die Lieder werden selbstständig, schon während sie entstehen", erklärt Stein. „Irgendwann machen sie, was sie wollen und ich kann sie nicht mehr aufhalten."
Ja, es gibt sie noch – die Singer-Songwriter, die alles selber machen und sich nicht dreinreden lassen. Roger (franz. ausgespr.) Stein schreibt nicht nur Texte und Musik selbst, sondern macht auch die Arrangements und Aufnahmen seiner Lieder im eigenen Studio. „Alles Roger”, wie er schmunzelnd sagt. Bereits vier Alben hat er mit seinem Projekt Wortfront veröffentlicht, das er mit Sandra Kreisler 2006 gegründet und mit dem er schon über 200 Konzerte gespielt hat. Nun präsentiert er mit Lieder ohne mich sein erstes Solo-Album. Dass er diese auf Konstantin Weckers Label Sturm und Klang veröffentlicht, freut ihn ganz besonders: „Wecker ist und war immer ein Fixstern für mich, sowohl künstlerisch, als auch menschlich”, so Stein.
Roger Stein ist Sänger, Songwriter, Pianist und Erzähler zugleich – aber vor allem ist er Poet, schafft er es doch, Schmerz und Melancholie in Wärme und Leichtigkeit zu hüllen und damit der Tragik die Kälte zunehmen. Wie? Indem er der Wirklichkeit mit Humor entgegentritt. „Humor ist das letzte Mittel“, so Stein, „mit dem man gegenüber dem Schmerz Würde bewahren kann." Es sind nicht die Schönwettergeschichten, die sich in seinen Liedern widerspiegeln, im Gegenteil. Er ist unmittelbar, ehrlich, persönlich und schonungslos zugleich. Es ist ein leiser Humor, der sich durch die Erzählweise der Geschichten zieht und der jeder Tragik ein kleines, aber entschiedenes Trotzdem entgegen setzt. Ein bisschen naiv, ein bisschen trotzig, ein bisschen spottend, aber immer im Glauben an das Gute erzählt Stein seine Geschichten auf dem Album Lieder ohne mich. Zum Beispiel die von Alfred, dessen Leben in strahlendem Postkartenblau erscheint, bis er sich in einen Mann verliebt, oder das Klassentreffen, wo er scharfzüngig das Wiedersehen mit einer Jugendliebe beschreibt: Enttäuscht darüber, dass diese damals einen anderen geheiratet hat und gleichzeitig froh, dass alles so gekommen ist, wie es ist. Manchmal verselbstständigen sich die Geschichten in seinen Liedern so sehr, dass sie jegliche herkömmliche musikalische Form sprengen. So erzählt er in dem über acht Minuten langen Lied 1890 (Berner Oberland) eine Familiengeschichte über ein Jahrhundert und zwei Weltkriege hinweg. Der kleine Junge, der am Ende verständnislos in die Welt blickt, ist er selbst, denn es ist seine eigene, ganz persönliche Familiengeschichte. Gleichzeitig wird deutlich, dass Stein sich nicht von konventionellen Liedformen einengen lässt. „Die Lieder gehen ihren eigenen Weg – auch wenn dieser Weg manchmal unkonventionell ist.“ Und immer sind Steins Texte von einer poetischen Sprache durchdrungen. Einer Sprache, die mit blitzenden Formulierungen am Hirn vorbei fadengrad ins Herz zielt.
„Das Klavier ist mein Mittelpunkt, um den ich kreise", sagt Roger Stein, doch ist er längst nicht bereit, sich auf seinem Klaviersessel festnageln zulassen. Denn die Lieder ohne mich sind facettenreich: Tanzbare Pianorhythmen, flankiert von sportlichen Akkustik-Gitarren-Riffs, wechseln sich mit getragenen Balladen und weichen E-Gitarren wie bei Regen im August ab, ein Liebeslied, mit dem Stein beweist, dass es nicht nur im Zustand des Frisch-Verliebt-Seins möglich ist, Liebeslieder zu schreiben, sondern dass man auch nach Jahren des Beziehungsalltags Zuneigung und Liebe ausdrücken kann. Stein arbeitet auch mit A-capella-Chören, die er live mit Hilfe von Loopern einsingt und dadurch ganz eigene Klangbilder entwickelt. Auf diese Weise ist ein Album entstanden, das alles andere als gleichförmig klingt und auch keine Angst hat, mal mit einem verstimmten Klavier und einer ländlichen Tuba im Dreivierteltakt wie bei Alfred zu spielen oder die Gesellschaftskritik in verspielte Salsa-Rhythmik zu verpacken.
Nein, Roger Stein ist kein vordergründiger Revoluzzer. Seine Gesellschaftskritik äußert sich nie durch große Gesten, ist jedoch immer da: subtil, poetisch, unmissionarisch – und dennoch beharrlich. Stein präsentiert Heiterkeit in Gemeinschaft mit Melancholie und spricht die tristesten Botschaften mit höchster Lebensfreude aus. Und nur er kann Lieder ohne sich singen – das ist fast schon ein Zirkelschluss. Wenn er im Lied Manchmal singt, dass es „keine Hexen mit langen Nasen“, „keine große Liebe“ und auch „keinen Gott, der auf der Wolke sitzt“ gibt, löst er solch vordergründige Abgeklärtheit hoffnungsvoll auf, indem er offen gesteht: „Nur manchmal glaub ich noch ein bisschen dran, woran ich schon so lange nicht mehr glauben kann ...“ Denn es sind auch die zarten Lieder, die Roger Stein ausmachen. Immer wieder zeigt er Mut zu innigen Balladen und leisen Liebesliedern. Mit Zeilen wie „Es ist mir irre peinlich, dass ich solche Sehnsucht nach dir hab” gibt er sich verletzlich und angreifbar, das ist ihm bewusst. Er weiß: Wer ernsthafte Liebeslieder schreibt, setzt sich dem Spott der anderen aus. Aber auch dieser Gefahr schleudert er ein Trotzdem entgegen. „Wenn man Musik machen will, muss man bereit sein, seine Seele auszuziehen. Alles andere ist nur Theater." Und das sollen andere spielen, findet Stein. Er ist echt, ohne sich zu inszenieren, seine Lieder ohne mich sind leicht und trotzdem nie naiv, sie sind auf-und-abgeklärt zugleich und dennoch immer hoffnungsvoll, nie resignierend.
Der Mensch hinter seinen Zeilen ist in Wien, in Zürich und in Berlin zu Hause – überall ein bisschen und nirgendwo so ganz. „Ich hab immer wieder Heimweh nach woanders“, gesteht Stein. Begriffe wie Geborgenheit und Zuhause bleiben für ihn immer irgendwie Utopie. Für ihn gibt es nur eine Annäherung an dieselben. Am ehesten sieht er seine Heimat in der deutschen Sprache, der Musik und der Poesie, die er lebt und liebt und auch gelernt hat, obwohl er über seine Ausbildung nicht gerne redet. „Entscheidend ist doch, was man macht”, sagt er, „und nicht, was auf irgendeinem Zeugnis steht“. Dabei könnte er einige amtliche Scheine und renommierte Preise vorweisen, doch auch dazu hat er ein zwiespältiges Verhältnis: „Das Schöne ist, dass man über Wettbewerbe neue Leute und liebe Kollegen kennenlernt. Das macht das Leben reich. Und nicht eine Trophäe, die ich ins Regal stelle", sagt Stein.
Die Songs kommen auch live in einer ganz besonderen Verpackung daher. Roger Stein ersetzt mit selbst gesungenen Chören und eingespielten Rhythmen eine ganze Band und agiert zugleich selbstlos und uneitel, während die Texte, die man mit dem Herzen sofort zur Gänze erfasst, Herz und Hirn immer wieder neuen Denkstoff geben. Der Wechsel von Humor und Ernsthaftigkeit kommt stets unerwartet und rasant, doch für Stein sind beide Eckpfeiler, auf die er baut, egal ob im Privatleben oder vor Publikum. Er sagt ganz klar: „Mit wem ich nicht ernst sein kann, mit dem mag ich auch nicht lachen!" Steins Lieder sind suchtbildend, von scharfem Verstand und leicht hingeworfenem Witz, sein Auftreten ist bescheiden, charmant und frech zugleich. Er spielt ebenso virtuos auf dem Klavier wie mit seinem elektronischen Zubehör und der deutschen Sprache: Alles ist live, alles ist leicht, nichts ist ernst und dennoch alles wahr. Und wenn man nach einem Konzert den Raum verlässt, weiß man, dass Gegensätze nur gefühlte Konstrukte sind: Man hat sie für sich abgeschafft. Ganz ohne Roger Stein.
Was ihn jedoch dazu bewogen haben mag, sein erstes Solo-Album Lieder ohne mich zu nennen, wird man ihn wohl selber fragen müssen ...
Text: Jasmin Kreulitsch
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